Presseberichte

 
 
 


Er entwickelt seine unverwechselbare Bildsprache: manchmal verschlüs-

selt, vieldeutig, die Phantasie der Betrachter zu Spaziergängen einladend. Oft aber auch sehr direkt, nicht selten anklagend.


Da kann es sein, daß Naturformen in einem Bild sich sehr harmonisch mit technischen Symbolen vermischen: Maschinenstürmerei, antitechnische

Gefühlsduselei ist des Malers nicht. Jedoch überwiegen andere Motive,

Seismographische Signale, die in einer Zeit zunehmenden Ausverkaufs lebensfreundlicher Umwelt unter die Haut gehen: Da umklammert etwa

eine metallisch-kalte Fläche, in kafkaeske Maschinen sinnlos kreisen, einen

kleinen Ausschnitt unberührter Natur. Der Betrachter vermeint den Zeit-punkt absehen zu können, wann diese Falle ganz zuschnappen wird.


Mit geradezu psychoanalytischem Blick bildet der Maler denn auch den Menschen ab, der in dieser Welt physisch und psychisch zu ersticken droht: Scheinbar isoliert auch von den nächsten Bezugspersonen — ge-beutelt durch die Botschaften der Bewustseinsindustrie, sucht dieser Mensch verzweifelt nach Mitmenschlichkeit. Gegen die betonierte Welt

des lebenserstickenden so gar nicht funktionalen „Funktionalismus“ rings-

um setzt Gerhard Losemann seine Zeichen.      

                                                                             G. Heinemann, Menden



Rheinische Post, Düsseldorf, 25.3.1976


Seine Arbeiten fallen nicht nur durch ihren aktuellen technischen und stilistischen Zuschnitt, sondern auch durch ihre zeitbezogene Thematik auf.


Eindringlich werden “totes” oder “sterbendes” Wasser durch höllische

Schlünde von Abwässerrohren und metallischen Leitungen ins Bild ge-

bracht. In kompositionsbewußten Spiel mit Form und Material illustriert Losemann den Kollisionskurs von “Rotation und Vegetation”.

                                                                                                  Y. Friedrichs

Neue Ruhr Zeitung, Düsseldorf, 25.3 1976


Die Erinnerung der Vegetation.


“Der Natur eine Chance” so heißt eine Materialarbeit. Eine verbotene Fahrtrichtung anzeigendes Verkehrsschild steht inmitten silbern glänzen-den Räderwerks, das sich vom Vordergrund aus bedrohlich gegen ein

Stück blauen Himmels mit Baumwipfeln zu schieben scheint. Und das ist Losemanns Hauptthema. Die Bedrohung der natürlichen Vegetation durch die technische Konstruktion.


“Jedem seinen freien Blick” fordert Gerhard Losemann. Und es ist keineswegs so, daß sein Anliegen hinter dem künstlerischen Vermögen zurückbleibt. Er malt und zeichnet mit der gleichen Akkuratesse, mit der er seine Materialien in die Bilder einbaut, mit einem Silberschimmer überzieht und so die Bedrohung gleich denen, die um des Fortschritts wegen keine

Rücksicht kennen, scheinbar verharmlost. Das ist gekonnt.

                                                                                            A. Müller-Gast

  

























Rheinische Post, Xanten 5.2.2007


Die meisten seiner Bilder wirken auf den ersten Blick abstrakt, eröffnen dem Betrachter bei näherem Hinsehen ihr eigentliches Thema. dazu gehört die dreiteilige Serie „Ikarus“-Bildserie. Mit kraftvollen Schwingenschlägen erhebt sich ein geflügeltes Wesen in den Himmel. Die Auftriebsbewegung wird allein durch kompositorische Mittel spürbar gemacht. Im zweiten Bild stürzt Ikarus, den der Übermut zu nahe an die Sonne getrieben hat, aus den Wolken herab. Damit ist aber sein Ende noch nicht gekommen. in einem dritten Bild lässt Losemann den gebrochenen „Helden“ erneut „zu den Sternen emporsteigen. Für Pfarrer Joachim Wefers ein interessanter Anknüpfungspunkt: „Aus meiner Sicht ist Herr Losemann ein Künstler, der die Zeichen der Zeit in seinen Bildern aufnimmt, aber nicht die Hoffnung verliert, dass sich die Zustände zum Besseren wenden können.


Erschütternde „Zeichen der Zeit“ stehen im Mittelpunkt der Bilderserie zum Terroranschlag vom 11. September. Die explodierenden und einstürzen-den Türme rufen die Katastrophe in Erinnerung zurück. Dargestellt wird jedoch nicht nur die Zerstörung. Aufsteigende „Lichtsäulen“ über den Trümmern scheinen etwas Helligkeit in die bedrohliche Schwärze zu bringen. „Hinter der Tür kann es Hoffnung geben“ lautet der aussage-kräftige Titel eines anderen Bildes. Die Ausstellung zeigt, dass Computer-grafik das Gegenteil von sinnentleerter Spielerei sein kann. Gerhard Losemanns Bilder laden zu inhaltlichen Auseinandersetzung ein.

(C.K.)

                                    













WAZ, Gelsenkirchen,

6.4.1967


Ein Künstler malt

mit zarter Hand

nicht existenten

Gegenstand:


ein federleichtes

Einerlei

als ob es ein

Vexierbild sei,


vielleicht ein muschel-

kalkverstärktes

Spinnweb oder

Wurzelwerk.

Der Künstler schafft

auf diese Art,

was die Natur

noch aufgespart.


JOVIS


                                   

                                    


  

Westfälische Rundschau, 5.4. 1967


...Losemann besticht durch seine feine, ausdrucksvolle Linienführung. Er „spinnt“ mit der Feder seine eigende Welt mit völlig abstrakten - auch namenlosen - Gebilden.


Es klingt überzeugend, wenn der Künstler über das Entstehen seiner Bilder spricht. Meist ist es keine fertige Konzeption, die ihn zum Zeichnen zwingt. Vielmehr beginnt er, zunächst fast verspielt und vorsichtig tastend, mit zarten Linien, läßt sie, ganz von der Intuition geleitet, sich verdichten und verflechten, spart weiße Flächen aus, setzt kleine dunkle

Flächen dazu, bis das Bild vollendet ist.


Losemann läßt sich gerne vom Zufälligen inspirieren. Wenige Konturen, nach dem Verfahren der Monotypie aufs Papier gebracht, regen ihn zum Weiterzeichnen an. Was es am Ende wird, weiß er am Anfang nicht. Der Betrachter sieht diese feinen Kompositionen als Traumgebilde an, oft stark dem Surrealen verhaftet, manchmal auch mit konstruktiven Elementen versehen. Das könnten verästelte Wurzeln sein, Zweiggeflechte oder Zellen. Doch sobald man Gegenständliches aufgespührt zu haben meint, zerfließt die Form wieder ins Wesenlose.


Losemann spricht selbst von einem „mit der Natur mitschaffen“. Doch er interpretiert dabei, wie gesagt, seine eigene Welt, eine Traumwelt, hochästhetisch anzusehen.                                                                                                         -ze